Rock statt Hip-Hop

Frühschoppen im Columbusbahnhof

NZ 15.10.2001

„1000 Leute am Sonntagmorgen zusammen zu kriegen, das ist doch nicht schlecht“, freute sich Stojan Mihaljica, einer der Veranstalter des Rock‘n‘Roll-Frühschoppens. Es traf sich die Generation, die Hip-Hop im Zweifelsfall für eine Trampolin-Sportart und Skunk Anansie für ein nordamerikanisches Stinktier hält, für die Elvis aber immer noch der Größte und Wencke Myrrhe die Stimmungskanone Nummer 1 ist.
Klara Dirks (39) ist zwar eigentlich ein paar Jahre zu jung für so viel 60er-Jahre-Revival, aber trotzdem mit Begeisterung dabei sogar auf der Bühne beim Sängerwettbewerb. Mit Kapitänsmütze auf dem Kopf und Sohn Daniel im Schlepptau schmettert sie „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ ins Mikrofon. „Ich habe acht Geschwister, fast alle älter als ich, und so habe ich viel von dieser Zeit mitbekommen“, erklärt sie. In den Augen der Jury reicht das am Ende allerdings nur zu einem Platz unter „ferner liefen“ hinter dem Sieger Michael Schubert.
„Weißt du noch, damals...?“ Als die Rock‘n‘Roller schon am Sonntagmorgen ihre Tolle fönten, in die Nietenhose stiegen und zu Seebeck am Markt pilgerten. Zum Frühschoppen. Das ist Vergangenheit, aber für viele eine sehr lebendige. Gestern lebte sie im Columbusbahnhof wieder auf.