„Mendocino“ liegt an der Columbuskaje

NZ 03.10.2005

770 Zuhörer lauschen beim „Seebeck am Markt“ dem Sängerwettstreit – Daniel Blancke siegt


Überseehäfen (ehr). Der aaldünne Lederschlips kehrte am Sonntag zurück in die Öffentlichkeit: Beim „Seebeck“-Frühschoppen im Columbusbahnhof begeisterten sich Freunde des Rock ’n’ Roll und des Schlagers für alte Hits und junge Nachwuchstalente.

Es dauert nur bis kurz nach 10.30 Uhr, dann beginnen am Sonntagvormittag Kleidungsstücke mit rhythmischem Eigenleben: Die spitzen Enden von Leoparden-Halstüchern zittern an Frauenhälsen. Zur Musik der Rock’n’Roll-Gruppe „Splish Splash“ wippen weiße Lackschuhe unter Tischen, auf denen Bier und Schnaps klar in den Gläsern steht. Lederwesten, gestreift von ergrauten Haarsträhnen, knittern auf zuckenden Männerschultern. Es ist „Seebeck am Markt“, der Frühschoppen, der nach einem legendären Leher Tanzlokal benannt ist. Die Freude an Musik vergangener Jahrzehnte ist keine Sache einer Generation: Zwischen 17 und 60 Jahre alt sind die Sängerinnen und Sänger, die sich zum Wettstreit auf die Bühne stellen. Marco Oltmanns intoniert Michael Holms „Mendocino“ (1969). Im Refrain singt er: „Keiner kennt mein Girl in Bremerhaven“. Der Bahnhof tobt. Guido Weber röhrt routiniert „Twenty Flight Rock“ (1956) von Eddie Cochran. Cindy Weiß bezirzt mit „Lady Sunshine“ die Mannsbilder im Publikum wie einst die junge Conny Froboess. Am besten kommt Daniel Blancke (26) bei den 770 Zuhörern und der Jury an. „If you don´t know me by now“ (1971), berühmt in der Version von „Simply Red“, und Arthur Conleys „Sweet Soul Music“ (1967) tönt mit Wucht aus dem breiten Brustkorb des „Re-Commitments“-Sängers. „Nächstes Jahr komme ich zur Titelverteidigung“, verspricht er.