Rock ’n’ Roll lebt bei „Seebeck am Markt“

Nordsee-Zeitung vom 04.10.2022

David Malone
David Malone

„Seebeck am Markt“ lockte am Montag viele Rock-’n’-Roll-Fans in die Stadthalle in Bremerhaven. Der Sängerwettstreit hat in Bremerhaven eine Tradition. 13 Interpreten sangen Lieder aus den 50er und 60er Jahren und heizten den Besuchern mächtig ein. Einer war

ganz besonders gut: David Malone.


Scheschonka Bremerhaven

David Malone konnte mit seiner Performance überzeugen und räumte den ersten Platz ab. Foto: Scheschonka
David Malone konnte mit seiner Performance überzeugen und räumte den ersten Platz ab. Foto: Scheschonka

Rock 'n' Roll in der Stadthalle

Nach zwei Jahren Pause trafen sich Rock-'n'-Roll-Fans zum "Seebeck am Markt" in der Stadthalle

Nadja und Talina Domeyer boten viel und waren mit dem zweiten Platz erfolgreich. Foto: Scheschonka
Nadja und Talina Domeyer boten viel und waren mit dem zweiten Platz erfolgreich. Foto: Scheschonka

VON LEONIE HENTSCHEL

 

BREMERHAVEN Rock ’n’ Roll lebt - zumindest in der Bremerhavener Stadthalle. Zum 23. Mal fand am Montag der Sängerwettstreit „Seebeck am Markt“ statt. 13 Interpreten präsentierten Klassiker auf ihre ganz eigene Art - und einer überzeugte Jury und Fans.

 

Lederjacke, weißes Hemd und Tanzeinlagen wie Elvis: Als David Malone die Bühne betritt und zum Singen ansetzt, applaudiert das Publikum, als sei er bereits ein Star. Tatsächlich ist der Bremerhavener kein Unbekannter - der 52-Jährige gewann den Wettbewerb bereits 2019. Und auch am Montag räumt Malone den vergoldeten Pokal ab - und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

 

Es ist Montag, 10 Uhr. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause findet in der Stadthalle erstmals wieder der traditionelle Sängerwettstreit „Seebeck am Markt“ statt. Die Rockabilly-Fans in Bremerhaven feiern den 1. Oktober 1958. An diesem Tag kam Elvis Presley mit dem Truppentransporter „General Randall“ an der Columbuskaje an. Dem „King of Rock ’n’ Roll“ ist der Wettbewerb gewidmet.

 

Die Regeln sind simpel: In zwei Durchläufen müssen Teilnehmer jeweils ein Lied aus den 50er und 60er Jahren singen. Am Ende entscheiden Jury und Publikum, wem das am besten gelungen ist.

 

Die Stimmung ist heiter. Zahlreiche Biere gehen bereits vor Beginn der Show über die Tische. Es ist gerade 11 Uhr, die Band „Larry & the Handjive“ heizt der Meute mit Rock-’n’-Roll-Klassikern ein. Die ersten Gäste sind auf der Tanzfläche vor der Bühne. Andere sind gerade erst gekommen und suchen in der vollen Halle einen Platz. Zwei von ihnen sind Birgit und Helmut Marschall, die noch zwei Barhocker an einem Stehtisch ergattern. „Wir freuen uns auf die gute Musik“, sagt Birgit Marschall. Doch das Ehepaar ist vor allem hier, um ihren Freund Oliver Kluger zu unterstützen, der am Sängerwettstreit teilnimmt. „Wir drücken ihm besonders die Daumen“, hält Helmut Marschall fest.

 

Die Show beginnt: Nacheinander performen insgesamt 13 Teilnehmer in traditionellen Outfits aus den 50er und 60er Jahren Klassiker des Rock ’n’ Roll. Auch Marc Wagner, der zum ersten Mal als Sänger an der Veranstaltung teilnimmt. „Vor Corona war ich schon mal als Zuschauer hier, aber heute stehe ich das erste Mal auf der Bühne“, sagt der 54-Jährige vor seinem Auftritt. „Ich bin ein Elvis-Fan zweiter Generation“, sagt er über seine Liebe zum Rock ’n’ Roll. 2010 fing er an, die Musik seines Idols zu singen. Wenig später können das die Besucher der Halle live erleben. Von Aufregung nichts zu spüren. Der 54-Jährige tritt sehr souverän, so, als hätte er nie was anderes gemacht. Dennoch reicht es am Ende nicht zum Sieg.

 

Der Wettstreit bietet zahlreiche Highlights, wie etwa Anja Butzkus, die mit „Be my Baby“ die Herzen des Publikums für sich gewinnt. Auch Rekordteilnehmer Michael Schubert, der bereits 16 Mal an dem Wettbewerb teilnahm, sorgt für heitere Stimmung unter den Gästen.

 

Besonders auffällig ist auch der Auftritt von Yavuz Seyman, der nicht nur mit seiner Stimme, sondern dem Publikum auch mit einem gekonnten Hüftschwung einheizt. Wie ein Profi legt er einen Rock-’n’-Roll-Auftritt hin, der die Besucher zunehmend auf die Tanzfläche zieht. Mit Erfolg: Am Ende reicht es für den dritten Platz. Auch das Duo Nadja und Talina Domeyer geben ihr Bestes, während sie in goldenen Kleidern auf der Bühne singen. Die starken Stimmen der Schwestern „legen die Latte an diesem Tag hoch“, wie es Moderator Günter Kocken beschreibt. Tatsächlich wird es für die beiden am Ende Platz zwei.

 

Sieger überzeugte mit Stimme und Tanzeinlagen

 

Mit der Startnummer vier geht David Malone an den Start. Mit „Unchained Melody“ bringt er die Meute zum Jubeln - bereits nach seinem ersten Auftritt tuscheln Besucher über einen potenziellen Sieg des Bremerhaveners. Doch im zweiten Durchlauf setzt der 52-Jährige noch mal einen drauf. Im Elvis-Outfit gibt er Elvis’ „One Night with You“ zum besten - inklusive Show-Einlagen. Das Publikum ist begeistert - genau wie die Jury.

 

Am Ende wird er von beiden zum Sieger ernannt. „Damit habe ich heute nicht unbedingt gerechnet“, sagt Malone, der Ende der 90er Jahre als GI nach Bremerhaven gezogen ist. „Im Herzen bin ich eigentlich ein Rocker“, sagt er. Dass er nun zum zweiten Mal in Folge den

Rockabilly-Sängerwettbewerb gewinnt, freut ihn dennoch. „Letztlich ist es aber viel wichtiger, dass wir alle mitmachen“, betont er. „Wir Teilnehmer sind hier eine große Familie geworden.“

 

Ob Malone nächstes Jahr noch mal teilnehmen will? „Ich kann mir gut vorstellen, mal eine Pause zu machen und vielleicht stattdessen in der Jury zu sitzen“, hält er fest. Doch das will sich der Rockabilly-Fan noch offen lassen - erst mal will er mit seinen Mitstreitern entspannt den Tag ausklingen lassen. Um den Sieg gebührend zu feiern, plant der 52-Jährige, noch auf das ein oder andere Bier ins „Schabernack“ in der Hafenstraße einzukehren. Für die 250 Euro Preisgeld kann er einige Bierchen bekommen. Zu dem Lokal hat er eine besondere Bindung. „Da habe ich damals, als ich hergezogen bin, häufiger mal gesungen“, sagt er.

Etwa 60 treue Elvis-Fans fanden sich am Sonnabend im Columbusbahnhof ein, um den Jahrestag des Landganges des Kings zu feiern. Am 1. Oktober 1958 ging Elvis Presley in Bremerhaven als Soldat von Bord eines amerikanischen Truppentransporters. Foto: Masorat
Etwa 60 treue Elvis-Fans fanden sich am Sonnabend im Columbusbahnhof ein, um den Jahrestag des Landganges des Kings zu feiern. Am 1. Oktober 1958 ging Elvis Presley in Bremerhaven als Soldat von Bord eines amerikanischen Truppentransporters. Foto: Masorat